Hinab zum Rhein, aber Moment!

Da gibt es noch was wichtiges auf dem Weg hinab.

Den noch bestehenden Rest der Hunsrückbahn und ihren Steilstreckenabschnitt zwischen Burgholz und Boppard.

Um die Liesenfelds Hütte zu erreichen hatte ich einen eher schmalen Wanderweg erwischt aber egal, der Weg ist das Ziel und wer sein Rad liebt, der schiebt und sei es bergab. Für heute und diesen Etappenabschnitt nicht das letzte mal.

Gut finde ich dass an allen Fotostandorten angepasste Fahrpläne hängen die über die nächste Fahrt über das Viadukt informieren.

Seit der durch Rhenus Veniro gewonnenen Ausschreibung hat es zumeist einzelne RS1 auf der Strecke, nur im Schülerverkehr kann es mal eine Doppeltraktion sein. Vorbei die Zeiten in der eine 213, 215 oder zuletzt 218 oder noch früher ein 798er (Schienenbus) röhrend ihre zwei Silberlinge (n-Wagen) den Berg mit stellenweise 80 Promille Steigung hinaufdrückte.

Aber ganz ehrlich. Heute fahren die RS1 und auch diese sind fotogen. Wenn auch etwas verloren in der Landschaft.

Ich schaue noch ob es am Tunnel brauchbare Fotostellen gibt was eher nicht der Fall ist. Dafür geht es steil und mit Spitzkehren bergab was ein aufwendiges und sensibles herabbugsieren des Rads auf dem schmalen und steilen Pfad bedeutet. Sn fahren ist nicht zu denken.

Aber bald ist wieder ein normaler Forstweg erreicht und das Hubertusviadukt nich mal von unten betrachtet. Ein entgegenkommender Wanderer informierte dass es bis zur Liesenfelds Hütte keinen weiteren Sichtpunkt zum Hubertusviadukt gibt was mir ein paar überflüssige Höhenmeter erspart und ich fahre daher nun durch das Mörderbach- und Mühlbschtal hinab nach Boppard.

Kurz vor dem Einfahrsignal wurde noch ein Zug in der Rampe kurz vor seinem Endbahnhof erwischt während im Hintergrund die Seilbahn auf den Bopparder Hausberg klettert.

So nun geht es erst mal bis Bingen am Rhein entlang und um es mal abgedroschen zu sagen:

„Ach ist es am Rhein so schön“.

Nur irgendwie schaffe ich es jedesmsl die auf dem rechten Rheinufer verkehrende Vias um gut eine Minute zu verpassen.

Egal, es fährt beiderseits des Rheins mehr als genug.

Interessant ist auch den grösseren Schleppverbänden und Flusskreuzfahrtschiffen zuzuschauen wie sich diese durch die teils engen Schleifen des Rheins geradezu „driften“.

St. Goar ist von der Wegeführung des Radwegs etwas chaotisch, wechselt dieser doch mehrmals die Strassenseite und zudem ist die Touristenquote ob der in der Nähe liegenden Loreley sehr hoch. Viel Verkehr auf dem Radweg, ab und an auf der Strasse (besonders mit nervig lauten Motorrädern), der Bahn und auf dem Rhein.

An vereinzelten Sandbuchten wird im Rhein gar gebadet. Etwas das man sich in den 1990er Jahren nicht freiwillig vorstellt konnte.

Auch der Schiffsverkehr kommt nicht ohne Signale aus. Die Anzeiger vor und in der Passage an der Loreley informieren die Schiffsführer über Gegenverkehr und Sperrungen.

Die Ablenkungsmanöver an der Loreley ließen mich kalt und es geht weiter Rheinauf nych Kaub.

Na, wer erkennt den kleinen Vias Zug hinter der markanten Burg im Rhein?

Und schon bald ist wieder Niederheimbach erreicht und somit der Mittelpunkt des „8er“ den die aktuelle Tour im groben Beschreibt durchfahren.

Irgendwo hinter Niederheimbach wurde „wieder mal“ der 50. Breitengrad überquert…

Bei Assmannshausen sieht der Wald nicht gut aus

War mir vorgestern beim Durchfahren gar nicht aufgefallen. Oder hatte hier mal ein Waldbrand gewütet? Muss mal googeln.

Bald ist aber Bingen erreicht.

Das Gelände des ehm. Güterbahnhofs wurde zur BuGa umgestaltet und erfreut sich auch heute weiterhin grosser Beliebtheit. Leider gibt es keine vernünftig freigeschnittene Stelle um ein gutes Foto vom Mäuseturm zu machen.

Noch ein Schiff mit Vias und dem Niederwalddenkmal und schon geht es weiter Richtung Bf. Bingen Stadt um dort in der Nähe beim Edeka Getränke zu bunkern.

Und schon geht es vorbei an den südlichen Resten der Hindenburgbrücke in Richtung Ingelheim wo wieder auf den Selztalradweg eingeschwenkt wird welcher teilwrise auf der Trasse einer ehm. Schmalspurbahn ab Ingelheim Fähre ins Rheinhessische Hinterland führte. Ich hatte diese bereits 2018 auf der Rückfahrt der Frühjahrstour genutzt und beschrieben.

Ab Ingelheim zieht es sich etwas zu und der Sonnenschein ist weg. Aber das ist nicht wild, hatte es doch bisher genügend Sonne damit die Stellen die im Frühjahr eher durch längere Socken bzw. durch längere „kurze Ärmel“ geschützt waren nach Sonnencreme rufen.

Kurz vor Nieder Olm nochmal kurz zim Getränkemarkt und eine Flasche der Rheinhessen Bräu weckt, nicht nur wegen der 1 Liter Gebindegrösse mein Interesse. Naja, warum nur Wein mit nach Hause nehmen.

Nach knapo 84km und „nur“ 310 Höhenmeter aufwärts ist Nieder Olm erreicht, wie hier bei Komoot mit vielen weiteten Bildern anzusehen. Die Pension überzeugt erst mal mit schön eingerichten Zimmern.

Danach geht es zum Kroaten im „Glückskind“ der geschmacklich sehr überzeugt und der lokale Wein passt gut dazu. Auf dem Heimweg noch ein feines Eis vom Italiener am Rathausplatz.

So, morgen geht es nun heim.

Hinauf in den „bahnfreien“ Hunsrück

81km und 880m nach oben wurden es heute beim Wechsel vom Seitental des Rheintals hinauf auf die Höhen des Hunsrück.

Heute mal den Link zu Komoot zum Anfang des Tourbericht.

2019-06-21 Etappe 3 Oberheimbach – Simmern – Buchholz

Aber nun der Reihe nach. Nach einer sehr erholsamen Nacht und einem guten Frühstück geht es erst mal für gut 6km das Tal von 170 auf 420 Höhenmeter stramm hinauf in den Hunsrück.

Dafür dass ich heute nach der Wetterprognose von Mitte der Woche zeitweise bis dauerhaft im Regen fahren würde ist Petrus aber ganz anderer Meinung wie das Wetter heute sein soll. Nur recht windig ist es, aber das ist hier oben normal was auch die hohe Zahl von Windkraftanlagen erklärt.

Recht schnell ist Rheinböllen erreicht und im am Ortsrand liegenden „Wasgau“ Supermarkt werden erst mal die Getränkevorräte ergänzt. Warum man hier Wein aus der Pfalz feilbietet? Aber lustig ist der Aufdruck schon.

Weiter stets etwas bergab und bergauf geht es über Argenthal nach Simmern.

Die Prioritäten in den Verkehrsmitteln liegen hier definitiv beim Auto und LKW. Der Ausbau zu mehrspurigen Bundesstrassen scheint keine Nutzen-Kosten Untersuchung zu erfordern wie bei einer Bahnstreckenreaktivierung. Anders sind die Autobahnartigen Bundesstrassen nicht zu erklären während man seit fast Jahrzehnten zwar von einer Reaktivierung der Hunsrückbahn redet aber es trotzdem nicht vorwärts geht. Typisch deutsche Verkehrspolitik. Milliarden für den Strassenverkehr und Sonntagsreden für die Eisenbahn.

Das Titelbild des Beitrags stammt von der „Einfahrt“ zum ehm. Bf. Argenthal. Das EG ist verkauft und gut im Schuss, der Bf auf ein Gleis zurückgebaut und existiert nur noch als Zugfolgestelle im Zugleitbetrieb.

Achja Argenthal, irgendwie kam ich mir wie im kitschigen Disneyfilm vor. Hinter dem Bü am östlichen Ortseingang (der wie alke anderen der Strecke der Lichtzeichen, Schrankenbäume und Andreaskreuze beraubt wurde, die Überwachungssignale, Antriebe, Schaltkontakte, Schalthäuser und -schränke sowie Masten blieben stehen) quert ein Reh raschen Schrittes die Hauptstraße am hellichten Tag und am andren Ortsende spielen Füchse, zunächst unbeeindruckt vom nahenden Radfahrer, mitten auf dem Feldweg.

Der Weg hier oben war schon zu Römerzeit eine der Hauptverbindungen von Mainz und Trier aber auch das ist Vergangenheit, wie derzeit der Bahnverkehr…

Regelrecht geschockt bin ich vom Bahnhofsareal in Simmern. Zwar sind die umfangreichen Gleisanlagen noch vorhanden aber völlig zugewachsen. Nur das Gleis zum Hausbahnsteig ist, wie die übrige Strecke, relativ frei von Bewuchs.

Ein wenig DB ist aber weiter in Simmern. Die „Gummibahn“ hat mit dem DB Ableger RMV Bus sein Domizil am Bahnhof.

Ich drehe eine Runde durch Simmern und ehrlich gesagt, ein Modellbahnladen wäre das letzte was ich hier erwartet hätte.

Am Schlossplatz gönne ich mir ein Eis und schon geht es weiter zum Schinderhannes Radweg welcher auf der stillgelegten Bahnstecke nach Emmelshausen verläuft.

Noch am Ortsrand von Simmern geht es an der Kläranlage vorbei *hust* und durch ein Tunnel nach Keidelheim.

Der Parkplatz in Simmern am Anfang des Rasmdweges brachte mich etwas zum Schmunzeln. Ausgeschildert als „Kläranlage Mitfahrer Parkplatz“
Schon mal ne Runde im Absetzbecken gedreht? 😂

Kurz danach wird, wie schon in der Festung Rüsselsheim, der 50. Breitengrad überquert bevor es bei besten Wetter und maximal 2% Steigung (und Gefälle) weiter geht.

Kurz vor dem noch erhaltenen Bahnhofsgebäude in Alterklüz finden sich am Wegesrand noch Reste der Telegraphenleitung.

Alsbald ist der ehm. Bahnhof von Bell erreicht, der wie der von Rheinböllen gut 2km vom Ort entfernt liegt. Der Bahnübergang ist schon lange abgebaut und das Schalthaus steht immernoch. Ich konnte es mir verkneifen nachzusehen ob das Innenleben des Schalthaus noch vorhanden ist.

Kurz vor Kastellaun weckt ein Hinweisschild zu einem Aussichtsturm mein Interesse und so mache ich einen kurzen Abstecher dorthin. Der Turm diente früher als Hochbehälter und auch heute noch als Löschwasserreserve.

Vom Turm hat es einen schönen Überblick auf die Hunsrückhöhen bis hinüber in die Eifel.

Zurück nach Kastellaun kann der auf dem ehm. Bahnhofsgelände gelegene Busbahnhof mit 13 (!!!) Haltebuchten bewundert werden der Fahrplanaushang dagegeb ist eher überschaubar. Der erste Bus fährt Mo-Fr um nach 7, der letzte Bus bereits vor 17 Uhr mit der Ausnahme der nur im Sommer am Wochenende fahrenden Tourismusbusse von denen einer im 19 Uhr fährt. Ergo, reiner Schülerverkehr und theoretisch könnte jeder Bus an einem Werktag an seiner eigenen Haltebucht verkehren. Einfach nur traurig…

Weiter in Richtung Pronsfeld das nach der Einstellung des Personenverkehrs und Stilllegung des Abschnitts bis Emmelshausen in 1983 der vorübergehende Endpunkt der Bahnstrecke aus Simmern war bevor auch diese, nach einer Verkürzung 1994 nach Kastellaun, gndgültig im Juni 1995 eingestellt wurde. Auch wenn kein Zug mehr nach Ebschied fährt so nennt sich der weit ausserhalb von Ebschied liegende Ortsteil am ehm. Bahnhof weiter Ebschied-Bahnhof.

In Lingerhahn wurde eine (Reichsbahn?) Rangierlok als Andenken aufgestellt und mit allerlei (teils falsch angeordneten) weiteren Elementen im Umfeld dekoriert.

Kurz darauf ist Pronsfeld erreicht.

In Pronsfeld wird derzeit aufcdem Bahnhofgelände am Neubau einer Eventgastronomie gearbeitet, was immer das auch werden wird, im Bereich des in Privatbesitz befindlichen Empfangsgebäudes stehen, in schlechtem äußerlichen Zustand, ein DR Schlafwagen, ein DB Schnellzugwagen sowie mehrere ehm. DB Bauzugwagen. In hervorragenden Zustand präsentiert sich, wie auch das Empfangsgebäude, der etwas neben dem Bahnhofsareal und hinter Bäumen gelegene Wasserturm.

Schöne Ausblicke mit passender Rastmöglichkeit hat es an der Strecke an vielen Stellen. Vorbei am 1991 errichteten Gedenkstein zum Unfall während des Bahnbaus in 1907 mit mehreren Toten wird am Kreisel in Emmelshausen die erste echte Streckenunterbrechung in Bezug auf die Trasse erreicht. Ansonsten ist diese fast durchgehend unbebaut und vollständig erhalten.

Dann noch eine kleine Runde am Bahnhof gedreht, der auch wieder ein, wenn auch kurzes, Umsetzgleis hat. Wofür? Die Zeiten der V100 ist schon lange vorbei und selbst diese fuhr seinerzeit mit Webdezügen.

Hmmm, Sonderfahrten mit steilstreckentauglicher Dampflok, das wär was. Emmelshausen ist neben Boppard der einzige Bahnhof an der Strecke, Fleckertshöhe war stets Haltepunkt und mit der Aufgabe der Güterverladung in Buchholz, einstmals gingen von hier Baumaschinen der Bomag per Bahn in die weite Welt, wurde dieser zum Hp zurückgebaut.

Nach dem entspannten Fahren auf dem Radweg ist die abschnittsweise Nutzung der Hunsrückhöhenstrasse eher unentspannt aber Lust auf den Umweg des offiziellen Radweg habe ich auch nicht.

Am Bü der alten Hunsrückhöhenstrasse konnte der seit 2011 verwendete Verkehrsträger, ein RS1 der Rhenus Veniro, abgefangen werden und dank der Nutzung der heute im Grunde überflüssigen Brücke über die A61, welche einstmals das Ausziehgleis zum talseitigen Rangieren in Buchholz trug da bereits die Brücke des Steckengleises über die A61 in das Steilstreckengefälle übergeht, wurde noch der Zug aus Boppard beim verlassenen der Steilrampe abgelichtet bevor es ins benachbarte Hotel Tannenhof ging.

Das Zimmer ist schön renoviert und großzügig und das Abendessen eine Freude für Auge und Gaumen.

So, morgen geht’s wieder runter an den Rhein und bis nach Nieder Olm. Natürlich nicht ohne ein paar Abstecher zu diversen Fotostellen an der Steilrampe zu machen.