Drei Länder, drei Sprachen, eine Währung

Kurz nach Acht ging es ab Brüssel Nord nach Liège-Guillemins. Prickeld fande ich die kurzfristige Verlegung des Zuges von Gleis 7 nach Gleis 3 gerade mal fünf Minuten vor Planabfahrt nicht, zudem wurde dies nur per Ansage gemacht (in F und NL), kein Hinweis im Anzeiger am Bahnsteig. Aber es hat geklappt.

Der IC nach Eupen besteht aus ein- und doppelstöckigen Wagen. Der DoSto mit 1. Klasse entspricht wohl einer modernisierten Version und zeigt alles abwechselnd in Französisch und Holländisch an.

Die Landschaft lädt zu einem Nickerchen ein.

In Liège-Guillemins wurde im Zuge des Baus der Schnellfahrstrecke aus Brüssel Richtung Aachen der Bahnhof komplett ungebaut dessen Architektur beeindruckt. Weniger beeindruckend ist die Griffigkeit des Bodenbelags der Paserelle welche gerade gereinigt wurde und eher einer Schlittschuhbahn glich.

Die Zeiten der lokbespannten IC nach Luxemburg sind leider auch vorbei. Auf der Radtour 2018 hatte ich noch einen fotografieren können.

Jetzt werden diese mit Desiro Mainline in Doppeltraktion der SNCB/NMBS gefahren bei deren der Unterschied zwischen zweiter und erster Klasse offensichtlich nur noch in der Zahl auf dem Aufkleber besteht.

Durch die sehr schöne Landschaft der Ardennen geht es das Tal der Amel hinauf nach Gouvy.

Kurz darauf wird vor Troisvierges die Grenze zu Luxemburg überschritten und ab hier hält der Zug wesentlich öfter und füllt sich auch merklich. Kurz vor dem Bahnhof von Luxembourg bietet die Bahnstrecke einen schönen Blick auf die Hauptstadt des gleichnamigen Landes.

Hier ist erstmal Umsteigen angesagt zum Zug nach Redon der mit einem CFL Doppelstockzug geführt wird und seine Görlitzer Abstammung schwer verbergen kann während am Nachbarbahnsteig ein in Frankreich als Z2200 bezeichneter Doppelstockzug der CFL wartet.

In Luxenburg, also dem Land, ist seit 2019 der gesamte ÖPNV gratis. Aber nur in der zweiten Klasse. Daher wohl der extra Hinweis am Eingang zum 1. Klasse Oberdeck.

In Bettembourg ist nochmal Umsteigen angesagt. Wegen Bauarbeiten verkehren die TER Richtung Metz erst ab hier und nicht wie normal ab Luxembourg.

Geführt wird der Zug mit zwei Z2200 der CFL über Metz bis Nancy. Die Tischlampen in diesen Fahrzeugen begeistern mich immer wieder aufs neue.

Und so geht es recht flott und bequem durchs ehm. Kohle & Stahl Gebiet Lothringens nach Metz.

Leider standen die diversen Werksbahnloks immer so dass man sie aus dem Zug nicht knipsen konnte.

Schneller Umstieg in Metz und im gut besetzen einzelnen dreiteiler AGC ging es flott auf der alten Hauptbahn und streckenweise vom Rhein-Marne-Kanal begleitet nach Strasbourg.

Kurz hinter Metz übrigens der einzige fahrende Güterzug des Tages. Soviel zu den dicken Backen diverser Güter EVU dass man ja wegen der überlasteten Rheinschiene auch via Belgien und Frankreich fahren könnte. Klar, wenn man Lust hat wegen 30min Verspätung auf die Seite genommen zu werden und eine neue Trasse erst Tage später zugewiesen zu bekommen. Dann kann man sich auch SNCF Infa antun, statt bei Verspätung dann durch DB Netz irgendwie doch noch durchgewurschtelt zu werden.

Klar, wenn nur 11min Umsteigezeit ist muss der Zug auch noch am Kopfgleis 31 weit vor der Halle in Strasbourg einfahren.

Aber auch dieser Anschluss klappt und im feinsten Corail Design geht es rasch nach Mulhouse. In Fahrtrichtung links grüsst die Rheinebebe und weit hinten der Schwarzwald, in Fahrtrichtung rechts die Vogesen.

Nach dem Bezug des fast am Bahnhof liegenden Ibis Budget geht es mit dem TER nach Than. Weiter bis Kruth leider nicht, da ist die Rückfahrt erst 2h später möglich.

Kurz vor dem Haltepunkt des Industriegebiet von Thann erstaunt dieser Bahnübergang ins Nichts dessen gut ausgebaute Strasse direkt in einem Feld endet und nebenan im vom Netz getrennten Gleisanschluss der Burda Druckerei wartet eine Köf auf bessere Zeiten (ohne Foto).

Mit den TramTrain der ab Lutterbach auf das Netz der Tram von Mulhouse übergeht geht es nach Mulhouse Republique.

Abendessen im Au Bureau. Ab 20 Uhr fahren wegen Bauarbeiten derzeit keine Tram und Tramtrain zum Bahnhof.

Dann halt noch den TGV nach Zürich vom Hotelzimmer aus fotografiert.

Morgen geht’s nach Dannemarie und ich versuche mal ein paar Fotos an den dortigen Viadukten zu machen die ich eigentlich auf der Etappe der Radtour ab St-Ursanne vorhatte und wegen Reifenplatzer ausgefallen sind.

Von Belgien nach Belgien

Wie üblich gegen 9:30 ging es wieder auf die Strecke und kontinuierlich steigt dabei die Strecke Richtung Luxemburg an.

Der Vennbahn Kilometer 112 wird unfallfrei frei passiert und seit Oulder ist der Ravel auch mit fester Fahrbahn ausgestattet. Leider ist der Wilwerdinger Tunnel nicht passierbar. In den über 40 Jahren zwischen der Stilllegung und dem Radwegbau haben sich unzählige Arten von teils sehr seltenen Fledermäusen den Tunnel als Refugium ausgesucht. Man kommt aber auf einem gut ausgebauten Weg bis kurz vor das Portal welches sich bereits in Luxemburg befindet. Mehrere Tafeln informieren auf dem Weg bis zum Portal über das Leben der Fledermäuse.

Also sind diverse Höhenmeter zu überwinden bevor die belgisch / luxemburgische Grenze nochmals passiert wird. In der Nähe des höchsten Punkt von Luxemburg dem Kneiff, auf dem auch eine direkt über dem Tunnel eine Gaststätte steht dessen Besitzer sich früher im Nebenjob um die Tunnelbeleuchtung kümmerte, und die stark befahrene Strasse sicher unterquert.

Es geht wieder bergab und beim Bahnwärterhäuschen eine Überraschung. Wo eigentlich der Radweg oder zumindest eine ehm. Bahntrasse vermutet wurde sieht man von der Brücke Fischteiche. Man hat die relativ starke Neigung im Einschnitt also sinnvoll genutzt. Aber wie auf der Ostseite führt doch ein Weg zum gesperrten Portal. Zunächst neben dem „Fischteicheinschnitt“ vorbei fädelt er oberhalb der Teiche in den Eibschnitt ein. Der Tunnelboden ist auf dieser Seite aus der Ferne erkennbar komplett mit Wasser bedeckt. Den Fledermäusen gefällt es. Eine digitale Infostele bietet allerlei kurzweilige Infos zur Strecke, dem Tunnel und der regionalen Geschichte.

Zunächst etwas bergauf und bergab gehend fädelt der Radweg wieder auf die alte Bahntrasse ein. Es bietet sich eine nette Fotostelle auf die Strecke von Luxemburg ins belgische Spa an.

Zum unterqueren der Bahnstrecke (die Mitbenutzung des Tunnels für den Radweg war vmtl. nicht möglich gewesen) war man kreativ.

Beim anschliessenden überqueren des südlichen Tunellportal eröffnet sich der Blick auf Troisvierges. Es geht wieder steil bergab zum Bahnhof um dann wieder etliche Höhenmeter auf dem Weg nach Hachiville zu gewinnen. Im übrigen der erste Abschnitt seit Tagen der nicht einer ehm. Bahnstecke folgt.

Abet schon bald ist kurz hinter der Grenze zu Belgien die ehm. Strecke 163 von Gouvy über Bastogne nach Libramont erreicht. Auf dem gut ausgebauten Ravel geht es entsprechend gut und schnell voran.

An einer Gedenkstätte für gefallene im WK II vorbei wird rasch Bastogne erreicht. Am Bahnhof Bastogne Nord, wo früher eine Strecke nach den in Luxemburg gelegenen Orten Wiltz und Kautenbach steht eine interessante Statue die an eine örtliche Legende um einen Werwolf erinnern soll. Am Ravel Kilometerschild findet sich auch einmal in original Kilometerstein.

Der Bahnhof Bastogne Sud dient heute als zentraler Busbahnhof. Selbst Nixbus verirrt sich mit einem Halt nach Amsterdam und Zürich hierher. Ansonsten ist alles in fester Hand der TEC welche auch weitere ehm. Bahngebäude als Büro oder Depot nutzt.

Maultier bzw. Eseltouren scheinen hier beliebt zu sein und wem der Bus vor der Nase weggefahren ist kann ja den Ersatzesel nehmen der vor dem ehm. Empfangsgebäude steht. Weitere, sich teils lautstark bemerkbar machende, Kollegen von ihm standen derweil auf dem weitläufigen ehm. Bahngelände.

Ab Bastogne ist der Weg nicht asphaltiert und unter der Brücke der N4 kam man sogar auf die tolle Idee unbefestigten groben Split auszubringen. Ein geradezu „idealer Oberbau“ für einem Radweg. 😠

Etwas weiter ausserhalb finden sich dann die letzten Schienen der Strecke die man im ehm. Bahnübergang belassen hat.

Ich wechsle für einen knappen Kilometer auf die N85 (kein Seitenstreifen und kaputtgefahrener Fahrbahnrand) um auf Höhe des Lagers von Aldi (Nord) bei Villeroux auf die Trasse der ehm. Schmalspurbahn von Bastogne Sud nach Martelange zu wechseln was aber nur bis Assenois geht. Ab Assenois befinde ich mich wieder auf dem offizielln Ravel und wenn dieser nicht auf der alten Trasse verläuft dürfte dies einen Grund haben.

Das vorletzte Bild in der unten stehenden Collage gehört übrigens an die dritte Position und zeigt den Weg (hier kein Ravel) kurz vor Assenois.

Hinter Hompré fädelt der Ravel auf die ehm. Bahntrasse ein. Einer der zahlreichen Angler am dortigen Angelteich war offenbar von der heutigen royalen Hochzeit in GB so ergriffen dass erlauthals „God save the Queen“ sang. Irgendwie „strange“. 🤔

An diversen der ehm. Haltestellen der Linie 516 stehen Informationstafeln zur Strecke und unter anderem mit einem Planauszug der die früher weit verzweigten Bahnstrecke und Trambahnen in dieser Region zeigen. Viel ist davon nicht übrig geblieben.

Hinter Burnon verlässt der Ravel die Trasse und steigt an der Talflanke stramm nach oben um kurz darauf wieder abzusinken. Dafür dass dieser Ravel Teil des Eurovelo 5 ist präsentiert er sich streckenweise schlecht ausgebaut mit üblen Schlaglöchern (eines habe ich voll erwischt, seiher fehlt der untere Haken einer der Satteltaschen) und Auswaschungen (die Bilder sind von den guten Abschnitten).

In Wisembach werde ich von der „Bahnhofskatze“ begrüsst.

Ich entscheide mich nicht die knapp 5km weiter bis Martelange zu fahren sondern gleich hier den Anstieg zum Hotel an der N4 vorzunehmen. Der Wechsel der Strassenseite zum Hotel war dann nicht trivial. Aber der Ausblick aus dem Zimmer ist top.

Apropos Top.

Auch die Küche hat einiges zu bieten. Keine Ahnung was ich bestellt habe. Aber es hat super geschmeckt.

Hier wieder die ganze Etappe mit mehr Bildern bei Komoot.