So heute stand die von mir gefürchtete relativ lange Etappe mit den meisten Höhenmetern an.
Aber immerhin waren am Ziel die Kilometer und Höhenmeter annähernd der Planung.
Letztes Endes waren es knapp über 88km und 1660 Höhenmeter aufwärts, sowie 1850 hm abwärts.
Aber nun von Anfang an.
Der morgendliche Blick aus dem Fenster verspricht gutes, wie dann auch das Frühstücksbuffet.
Bewacht vom Haushund des Hotels wurde dann um 9 Uhr aufgesattelt. Achja, das La Furca werde ich mir für weitere Touren oder auch „ohne Rad“ Urlaub merken.
Die MGB macht sich auch auf den Weg nach Andermatt, einen Zug zum Lukmanier gibt es nicht. Planungen gab es, aber mit der Gotthardstrecke zerschlugen sich diese.
Aber die Passstrasse ist wenigstens offen.

Noch ein letzter Blick zurück zum Bahnhof und das Kloster und dann gehts zum Einstieg in den Aufstieg.
Datz geht es erstmal runter ins Tal und hinter der Zufahrt zum Campingplatz beginnt der mit Tunneln und Galerien gespickte Anstieg mit bis zu 9% Steigung.
Nach den Tunneln folgen noch ein paar Serpentinen und Rampen und so wird mit gleichzeitig schönen Aus- und Rückblicken Curaglia erreicht.

Hinter dem Ort geht es nicht mehr ganz so steil weiter, aber 3 bis 6% Steigung sind die stetigen Begleiter durch die wunderbare Landschaft.
Hinter Fuorns kommt dann eine langezogene Rampe, aber immerhin sind nun schon 10km und damit fast die Hälfe bis zur Passhöhe geschafft.

Ich muss ja schon sagen, bisher hatte ich mit dem Wetter glück, aber irgedwann erwischt es mich.
Aber heute definitiv nicht, es blieb beim Kaiserwetter.
Der Blick der Kuh ist auch irgedwie in der Art „Du strampelst hier hoch? Warum?“ 😀
Noch eine offene Schranke und die Passhöhe nähert sich…

Die Seilbahn unterhalb der Staumauer des Stausee St. Maria fällt auf durch fehlende Parkplatzausgestaltung, ÖV Anbindung und Ausschilderung. Es prangt nur gross Stgeigia auf der Talstation.
Schade, wäre bestimmt eine interessante Aussicht von da oben.
Ausser per Auto, Rad oder zu Fuss kommt man natürlich auch per Postbus auf den Lukmanierpass. Dies alle 2h, wobei oft zwei Busse aufeinander folgen. Diese verkehren aber nur bis zur Passhöhe da im Tessin ein anderes Unternehmen die Verbindung nach Oivione und Biasca betreibt.
Unmittelbar an der Staumauer dann wieder mal „Dinge die man nicht sieht“.

Ein kurzer Gang auf die Staumauer mit den schönen Ausblicken nach Süden (Stausee) bzw. nach Norden ins Tal des „Rein da Medel“.
Derzeit wird die Galerie der Strasse, welche durch den Bau der Staumauer 1965 erforderlich wurde, saniert und dann geht es mal ohne Ausblick aber mit kaum Strassenverkehr gut 2km bis zur Passhöhe auf 1917m.ü.M. wobei die Scheitelhöhe der Passstrasse bei 1972m.ü.M im südlichen Drittel der Gallerie liegt.

Und dann ist auch die Südseite erreicht. Oben auf der Galerie befindet sich ein vermutlich auch gut befahrbarer Wanderweg der aber auf Grund der Sanierungsarbeiten derzeit noch gesperrt ist. Wanderer müssen derzeit am Westufer des Stausee laufen.

Die Unsitte die Schilder der Passhöhe von 1917m.ü.M. mit allerlei unpassenden Aufklebern zu verunzieren greift auch hier um sich, unschön.
Und dann ist auch die Kantons- und Sprachgrenze überschritten. Vom Rumantsch bzw. Schweizerdeutsch sprechen Graubünden wurde nun ins italienischsprachige Tessin übergesetzt.
„Und von nunan ging’s bergab“ was aber nichts mit dem Tessin sondern schlicht der Geologie zu tun hat.
Durch das Valle di Blenio geht es nun hinunter, auch wenn die Pfeile der Radwegweiser nach oben zeigen, Richtung Olivione.
Es sind im übrigen wie schon gestern erstaunlich viele Radler mit und ohne Motor (letztere meist wie ich mit Gepäck) unterwegs, aber zumeist auf dem Weg nach Norden. Südwärts ist die Anzahl eher überschaubar. Flucht vor der Hitze im Tessin? Vermutlich einer der Gründe.

Und immer weiter gehts es hinunter, die ersten 200 Höhenmeter liegen nun schon hinter der schwer arbeitenden Bremse.

Aber es geht immer weiter abwärts, mal durch weite Talabschnitte oder auch mal durch Tunnel und über schroffe Schluchten.

Oberhalb von Olivione verlasse ich vor den Kehrschleifen der Passstrasse diese und fahre auf dem alten Weg weiter talwärts was mit schön Ausblicken ins Tal belohnt wird und auch mal zum Verweilen einläd.

Aber es geht auch hier nicht hinunter nach Olivione sondern mit kurzen Anstiegen an der rechten Talflanke weiter in Richtung Aquarosa. Eine sehr schöne und aussichtsreiche Alternative zur stärker befahrenen Strasse unten im Tal.

Waren es oben am Pass noch eher 15 bis 17°C sind es hier nun schon eher 24°C und mehr. Mal sehen wie das Thermometer noch weiter steigt. Bodio liegt ja auf „nur“ um die 300m.ü.M.
Der italienische Einschlag ist hier schon gut in der Architektur erkennbar.

Und dann wird das auf 538m.ü.M. liegende Acquarossa-Comprovasco und damit die ehemalige Endstation der bis 1973 verkehrenden Biasca-Aquarosa-Bahn erreicht.
Das ehemalige Bahnhofsareal ist einem modernen Busbahnhof gewichen, im hinteren Teil besteht ein Busdepot dessen linkes Depot noch aus Bahnzeiten stammt und auch die Bahnhofsgaststätte hat überlebt.

Im Unterstand des heutigen Busbahnhof hängen diverse Schautafeln mit Bildern der ehemaligen Bahn aus. So auch eines vom ehemaligen hiesigen Endbahnhof.
Aber der Tag ist nicht mehr frisch und es wird immer wärmer, Zeit also weiter talwärts zu fahren. Der Radweg folgt dabei nur auf wenigen Abschnitten der Bahntrasse die in den letzten 50 Jahren überbaut, abgetragen oder zur Strassenerweiterung umgenutzt wurde.
Ein kleiner Abstecher zu einem Wasserfall wurde dann aber doch gemacht.

Die alte Bahnbrücke wurde für den Radweg neu wieder errichtet, aber danach gehts gemütlich aber abseits der auf der heutigen Hauptstraße liegenden ehm. Trasse weiter talwärts.

Und dann… die erste Baustelle und Sperrung des Tages. Leider ist die Sperrung nicht bei Schweizmobil oder Swissmaps gelistet. Na egal, dann halt zurück nach Ludiano und durch die Felder weiter.

Den Abstecher zur Burgruine Castello di Seravalle hatte ich ursprünglich rausgeplant, aber so mogelt er sich halt wieder rein.

Kurz vor Biasca dann mit einem Schutztunnel doch noch ein ehm. Bahnrelikt das der Radweg durchfährt.

Der Weg zum Bahnhof wird ausgespart und dafür eine Kreuzung eines IC mit der S-Bahn Tessin auf der Brücke über den Brenno erwischt.
Hier wurde nun auch mit 60% Restakku ins Tal des Ticino eingebogen der nun die letzten 29km bis zum Etappenziel begleiten wird.

Im Gegensatz zu den in urbanen Bereichen befindlichen SBB Betriebszentralen West (Lausanne), Mitte (Olten) und Ost (Flughafen Zürich) liegt die BZ Süd, welche ab Brunnen an der Gotthard Nordrampe und im Tessin den SBB Bahnbetrieb steuert, eher abgelegen im Nirgedwo aber in der Nähe des Südportal des Gotthard Basistunnels.
Hier an der Gotthard Südrampe reiht sich zudem gefühlt ein Wasserkraftwerk ans nächste. Kein Liter Wasser soll „unturbiniert“ bleiben, so scheint es.

Bei Bodio wird der Radverkehr um die 2022 neu gebaute Kontrollstation für den Schwerlastverkehr herumgeleitet. Eines der abgebrochen Gleise, welche hier zuvor ein Werksgebiet erschlossen, stellt ein ggf. brauchbares Fotomotiv dar, aber zunächst kommt trotz des wegen der Havarie im Gotthardbasistunnel bestehenden Umleiterverkehr über die Bergstrecke über 20min nichts…. Aber dann kam doch noch ein Giruno auf dem Weg Richtung Bellinzona vorbei.
Derweil läd eine Doppeltraktion Re6/6 (620) ihren Zug mit Baustoffen in den bebachbarten noch bestehenden Logistikgleisen ab. Nebenan sind noch diverse „zerlegte Wagenteile“ vom Vorfall im Basistunnel auf Flachwagen verladen.

Hmm 1740m aufwärts auf 44km. Danke für die frühe Warnung vor dem Gotthardpass, aber diverse Höhenmeter davon müssen da bis zum heutigen Etappenziel schon dran glauben.
Auf den Bildern sieht das Tal des Ticino recht ruhig und entspannt aus, aber die Gotthardautobahn dröhnt permanent ins Tal und besiedelt ist es auch recht dicht.
Der Radweg wechselt zudem in Giornico und mangels Stand- oder Seitenstreifen wird es schwierig einen vernünftigen Fotostandort zu finden ohne den Strassenverkehr zu behindern bzw. sich selbst in Gefahr zu bringen, auch wenn jetzt keine Autokolonnen hier hochtoben.

Dies gilt besonders für die Talstufe bei Biaschina mit der Autobahnbrücke und der Bahnstrecke in mehreren Etagen.

Huii, die Standseilbahn des Kraftweks bei Nivo wäre mal bestimmt interessant zu fahren. Gefühlt geht es fast senkrecht die Steilwand hoch.
Ein wenig weiter parken knapp 10 Schneefräsen unter der Autobahnbrücke und warten auf den Winter.

Führte der Radweg kurz hinter der Talstufe von Biaschina abseits der Gotthardstrasse mehrheitlich parallel zur Autobahn geht es nach dem Getränkebunkern im örtlichen Coop wieder auf die alte Gotthardstrasse. Wobei deren Trassierung auch neuer ist. Diverse uralte Stein aber auch neuere Betonbrücken diverser älterer Trassierungen säumen deren Weg.

Und dann noch ein Tunnel mit Galerie und es ist mit 10% Restakku das heutige Etappenziel in Rodi-Fiesso erreicht.

Dann mal einchecken, duschen und ab zum Essen was sehr gut mundete. Dazu noch etwas Züge von der Terasse des Restaurant des Hotel Baldi fuzzen…

Eigentlich hatte ich ja Befürchtungen hinsichtlich des Verkehrslärms aber die Autobahn hört man nur ganz leise und ab und an ein Zug, liegen beide auf der anderen Seite des Hotels, und auf der Gotthardstrasse ist fast nichts los. Schlaf bei offenen Fenster, kein Problem.
Aber nun Augen zu und Schlafen. Morgen geht’s über den Gotthard und ggf. hab ich da je nach Wetter eine Idee zu einem Abstecher.
P. S. seit ca. 23 Uhr regnet es unterschiedlich stark. Naja, wenn es wie in der Vorhersage angekündigt nur nachts ist soll es mir recht sein.
Zzzzzzzz… Schnarch