Hinauf, hinab und wieder hinauf

So sonderlich gut sieht das Wetter am Morgen nicht aus, aber mal abwarten.

Es geht nun erst mal das Tal hinauf in Richtung Brennersgrün. Kühl ist es auch geworden und der Waldweg zwingt vor lauter Wurzeln zum Absteigen, nagut dann wird halt geschoben.

Eine dicke Wolkendecke liegt über der Landschaft aber Ausblicke sind gut möglich und ganz wichtig, es regnet nicht. Bei Brennersgrün ist der ehm. Kolonnenweg noch sehr gut im Wald erkennbar. Nachdem der Hügel mit Brennersgrün auch teils geschoben erklommen ist da der Weg durch den Regen zu weich geht es erst mal rekativ eben weiter bevor es zum nächsten Anstieg auf den knapp 800m hohen Wetzstein.

Die ehemals im unmittelbaren Gernzgebiet gelegene NVA Stelle zur Luftüberwachung wird heute zivil von Amateurfunkern genutzt. Wenige hundert Meter weiter steht der historisch aussehende aber erst 2004 errichtete Altvaterturm. Ich lege eine Pause mit einer sehr guten Soljanka in der dortigen Gaststätten ein bevor der Turm zur Aussicht erklommen wird. Die Schautafel Richtung Westen weist zwar Spessart und Odenwald aus, aber auch das Wetter hat etwas gegen solchen Weitblick. Aber mit Blick nach Osten gibt es die ersten Wolkenlücken zu entdecken.

Jetzt geht es erst mal steil bergab und das sogar „geschoben“, auch dieser Weg ist eher nicht für Tourenräder mit Gepäck geeignet. Aber etwas weiter unten wird er gut befahrbar und rasch ist das ehemalige Schieferbergwerk bei Lehesten erreicht. Allerlei Exponate um fen ehm. Schacht 4 laden zum Erkunden ein. Das Bergwerk selbst war nach der Einstellung des Bergbaus in 1999 nur von 2001 bis 2002 als Besucherstollen zu besichtigten was aber mit der Insolvenz der Trägergesellschaft endete. 2006 soff die Grube komplett ab und der heutige See entstand.

Am alten Schacht 1 finden sich u. a. weitere Grubenfahrzeuge und auch ein Miniaturdorf an deren Gebäuden diverse Bauarten mit Schiefer demonstriert werden.

Und weiter geht es bergab. Zunächst mit der Brücke über die ehemalige Bahnlinie Ludwigsstadt – Lehesten dann auf einem Trampelpfad zum Ende des Einschnitts und wiederum unter der Brücke durch. Und nein, das ist kein inoffizieller oder gesperrter Weg, die „grüne Hölle“ unter der Brücke ist ein offizieller und ausgeschildeter Radweg!

Kurz vor der Brücke über die Loquitz quert der ehemalige Kolonnenweg die alte Bahntrasse und kurz darauf ist hinter der Brücke wieder Bayern erreicht. Das Fahrverbot gilt übrigens nur in Richtung Thüringen, in der Gegenrichtung steht keines. Dafür haben aber sowohl Thüringen als auch Bayern an ihrer jeweiligen Seite der Brücke Infotafeln aufgestellt. Normalerweise wurden „Grenzbrücken“ abgerissen, diese überlebte aber da die Thüringisch/Bayerischen Grenze nicht wie in meist üblich in Flussmitte sondern gut 50m östlich davon verläuft.

Nach einiger Zeit verlässt der mitlerweile gut fahrbare Radweg die alte Trasse und steigt an der Talflanke ein wenig an. Der Grund dafür liegt im Steinbruch den die Bahnstrecke durchquert. Die Bahnstrecke, welche eine Verladeanlage besass, war laut Infotafel auch der Grund dass sich der Steinbruch auf die rechte Talseite der Loquitz verlagern musste. Erst nach der Einstellung der Bedienung in den 1960er Jahren und dem Rückbau 1971 breitete sich der Steinbruch auch am linken Ufer wieder aus.

Es geht nun steil hinab ins Tal und kurz darauf wird Ludwigsstadt erreicht.

Einen Zug auf der Brücke konnte ich nur per „Notschuss“ einfangen. Da stündlicher Personenverkehr und nur überschaubarer Güterverkehr auf der Frankenaldbahn herrscht warte ich nicht und fahre weiter in Richtung Probstzella.

Warum man hinter Lauenstein meint den Radweg vom Talboden über hundert Högenmeter die Talflanke hinaufsteigen zu lassen nur um dann cirka bei Falkenstein wiede steil mit bis zu 15% Gefälle ins Tal zurückzuführen muss man nicht verstehen. Der Ausblick ist zwar nett, aber trotzdem sind das unnütze Höhenmeter, der Weg im Tal ist halt nur schmal aber bei Lehesten hat sowas auch zum Radweg gereicht. Kurz hinter der Villa Falkenstein, einst auf bayerischer Seite unmittelbar an der Grenzanlage gelegen, wird wieder Thüringen erreicht.

Schon gemerkt? Das Wetter hat sich merklich gebessert und bei Probstzella kann auch auf die Fleecejacke verzichtet werden. Am Einfahrsignal ist es schon fast wieder sommerlich.

Ein Güterzug macht sich, inkl. Schiebelok auf den Weg Richtung Bamberg. Die einst umfangreichen Gleisanlagen des einstigen Grenzbahnhof sind reichlich geschrumpft, das Bw verfällt. Das „Haus des Volkes“ wurde saniert und thront markant über dem Ort und Bahnhof.

Ich wechsle vom Tal der Loquitz in das der Zopte in Richtung Gräfenthal. Die Bahnstrecke von Probstzella nach Sonneberg verlor auf dem Abschnitt on Probstzella nach Ernstthal nach einer Messzugfahrt 1997 ihren Verkehr, ist seit 2006 stillgelegt und an die DRE verpachtet. Der weitere Abschnitt nach Sonneberg und Neuhaus wurde von der ThE übernomnen, saniert und stündlich von Zügen der Südthüringenbahn befahren.

Der Bahnübergang am Ortsende von Probstzella wurde aber noch erneuert, jedoch ist er trotz vollständig vorhandener Bü Anlage und Andreaskreuzen nicht mehr von Eisenbahnfahrzeugen befahrbar da die Spurrille zugeteert wurde.

Ein eindrucksvolles Viadukt überspannt Gräfenthal wobei auch wieder das Tal gewechselt wird. Seit Probstzella geht es nun permanent bergauf und insbesondere der Anstieg nach Schmiedefeld zehrt an mir und dem Akku.

Aber darfür belohnt auch der Ausblick auf die weiten des Franken- bzw. Thüringer Wald die Mühen.

Und weil es so schön ist geht es nun wieder stramm hinunter nach Lichte, wobei sich ein schöner Blick auf das dortige Viadukt über das Tal der Piesau ergibt. Ach was für ein schönes Fotomotiv wenn hier denn noch Züge fahren würden…

Immerhin engagiert sich neben der DRE ein Verein und bietet derzeit in weiterer Kooperstion die Möglichkeit an diesen Streckenabschnitt zum Teil mit einer Draisine zu befahren. Heute war aber keine Fahrt zu sehen.

Achja, nicht wundern. Aber hier sind die Bilder versehentlich mit dem 30. statt 29.05.2019 beschriftet.

Der Fahrer krächzt und der Akku verliert merklich an Kapazität, denn kaum ist der Talboden erreicht geht es schon wieder hinauf in Richtung Ernstthal. Und wieder ein beeindruckendes Viadukt über das Kieselbachtal.

Und Ernstthal ist erreicht. Hier wechseln die Züge zwischen Sonneberg und Neuhaus stets die Fahrtrichtung (und dann nochmal in Lauscha).

Die Fahrt nach Sonneberg wird noch abgepasst bevor es zum letzten Anstieg des Tages nach Neuhaus am Rennweg kommt.

Und das wurd dann mit noch gut 14% Restakkukapazität oder prognostiziert 2km reichen soll.

Schönes Zimmer, tolles Essen und ein schöner Sonnenuntergang. Was will man mehr.

Das war heute mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit (ohne Standzeiten) von 12km/h die bisher langsamste Etappe was insbesondere den diversen Schiebeabschnitte und den 1085 Höhenmetern geschuldet ist.

Noch mehr Bilder und Routendetails wie üblich bei Komoot.

So, morgen geht es nicht weniger anstrengend weiter nach Neustadt am Rennsteig.