Cölbe? Wo issn des?

Dem geneigten Eisenbahninteressierten ust natürlich klar dass hier, „irgendwo kurz hinter Marburg“, die Kurhessenbahn nach Korbach und Bad Laasphe von der Main-Weser-Bahn abzweigt. Für mich war es das heutige Etappenziel und somit jenseits von Marburg das Erste mit brauchbaren Übernachtungspreisen. Man könnte meinen die Frankfurter Buchmesse wirkt sich bis Marburg aus.

Aber erst mal der Reihe nach. Um 8:06 ging es zunächst mit der RB nach Wiebelsbach und dort im von der Garnitur nach Erbach angehängten Wagen ohne Unsteigen nach Hanau. In der Rampen- und Fahrstuhldiaspora Hanau Hbf ging es in geübter Manier von Gleis 106 treppab und treppauf zum Gleis 9 mit dem Talent Richtung Gießen. Der Anschlussfahrschein nach Friedberg kostet zwar den gleichen Preis wie nach Gießen, aber wegen des guten Wetters und der frühen Ankunft um kurz nach halb 10 in Friedberg entschließe ich mich die Tour bereits in Friedberg zu starten.

Boah! Am Friedberger Bahnhof sind die letzten 100 Jahre fast spurlos vorbeigegangen…

In Hanau Hbf haben ja noch einige Bahnsteige Rollstuhllifte an den Treppen, aber mit Rollstuhl usw. ist der Bahnhof von Friedberg eine „No Go Area“. Keine Treppenlifte, kein Aufzug, keine Rampen „Früher“ nichts, wie im übrigen auch alle Stationen seit Hanau recht „verwahrlost“ erschienen. Früher war Personal da das Rollstühle und ähnliches über die Karrenüberfahrten lotste. Heute gibt es weder Karrenüberwege noch Personal…

Genug gejammert. Bei bestem Herbstwetter geht somit die dritte und vsl. letzte Mehrtagestour in 2018 los.

Vorbei an bunten Bäumen und den Gradierwerken von Bad Nauheim wird Steinfurth erreicht und dort ein Frühstücksstop eingelegt.

Weiter geht es dann frisch gestärkt Richtung Münzenberg und regelmässig wird die Heimatstrecje der Butzbach-Licher-Eisenbahn getroffen.

Ich mache dabei einen Abstecher bis zum heutigen Streckenende und frage mich wer auf die Idee kommt derartige Rampen in ausgewiesene Fahrradwege einzuplanen.

Aber das passt zum Gesamtbild der Radwege in der Wetterau. Vielfach fehlen gerade an Abzweigen die Hinweisschilder. Einfach nur peinlich, oder bin ich von den Radwegen zu Hause (auch wen da nicht alles passt), Rheinland-Pfalz, Belgien, Luxembourg und gerade der Schweiz einfach nur verwöhnt? Eher nicht.wenn selbst der prominente RMV Radweg 2 nicht einmal richtig und durchgehend markiert ist.

Aber was will man schon in einer Region erwarten in der gefühlt doppelt so viele AFD und NPD Wahlplakate in den Orten hängen wie von demokratischen Parteien. ☹

Symbolisch für die verfehlte Verkehrspolitik ist der ungenutze und verfallenden Gleisanschluß zum Quarzitwerk bei Gambach, während der LKW munter parallel dazu fährt.

Im Bahnhof von Münzenberg findet neben den Fahrten der Museumsbahn auch Holzverladung statt. Aktuell werden neue Wege im Bahnhof erneuert sowie das Ausziehgleis etwas bis fast am die Straße verlängert. Aber bis Lich wird der Zug trotzdem nicht mehr kommen.

Die Weichenzunge der ehm. Einfahrweiche von Lich her trägt das Walzzeichen „Bochum 1903“ und verrichtet somit seit 115 Jahren ihren Dienst. Auch der verwendete Hakenverschluß ist eine nicht mehr allzu oft verwendete Bauart.

Wieder über die Rampen und ohne Zebrastreifen oder Ampel über die stark befahrene Strasse geht es nun nach Gießen.

Während der Radweg nach Gießen nun gut beschildert und ausgebaut ist gleichen Fahrradwege in Gießen einer Katastrophe da diese gerne mal plötzlich enden oder den Radfahrer auf mehrspurige Strassen zum links abbiegen einfädeln lassen. Grausam.

Aber irgendwann ist die Lahn mit dem zumeist gut ausgebauten und beschilderten Lahntalradweg erreicht. Dass gefühlt in jedem zweiten Dorf die Strasse aufgerissen wird wundert mich nicht mehr, denn das geht schon seit Friedberg so. 😎

In Wißmar (nein nicht die Hansestadt an der Ostsee, die schreibt sich anders) wird die ehm. Strecke von Lollar nach Wetzlar vom Radweg parallel begleitet.

In den 80er Jahren kann ich mich an eine DGEG Sobdefahrt erinnern bei der diese befahren wurde aber soweit ich mich erinnere nicht (mehr) durchgehend. Es wurde meine ich Lollar – Atzbach oder Dorlar gefahren dann via Lollar und Gießen nach Wetzlar um von dort aus Richtung Dorlar zu fahren. Egal, dieser ehm. Abschnitt der Kannonenbahn ist nun auch tot.

Am Ortsrand von Wißmar auf der Seite von von Lollar liegt das Museum für Holz und Technik was mit interessanten Exponaten aufwartet.

Lust auf Spanferkel? Die Bockwurst im Bistro fand ich geschmacklich besser. 🤣

Während der Radweg normal parallel zur ehm. Bahnstrecke läuft nutzt er nach Lollar das ehm. zweite Gleis auf der Lahnbrücke.

Im Inselbahnhof tobt sich gerade DB Station & Service mit neuer Unterführung und Bahnsteigen aus so dass derzeit alle Züge auf der ehm. Wetzlarer Seite halten.

Gemütlich, entspannt, relativ flach und zügig geht es weiter Richtung Marburg.

Vor Niederweimar fehlt an Sandgrube eigentlich nur noch ein Schiff und Seilbahn und dann wären mit Straße, Bahn und Förderband fast alle Transportmittel /-wege auf einem Fleck.

Marburg grüsst aus der Ferne und wird zumeist entlang der Lahn durchquert. Stets begleitet von der omnipräsenten und autobahnartig ausgebauten B3 die auch mal oberhalb des Radweg die Abgase auf die Lahn herabblässt.

Aber ausserhalb Marburgs geht es wieder (etwas) abseits der B3 weiter zum Etappenziel Cölbe.

Das Hotel sieht zwar etwas altbacken aus und das zugehörige Restaurant eröffnet leider erst wieder Ende des Monats, aber das Zimner ist 1a modernisiert. Radio im Bad als Steckdosennodul von Gira war mir auch neu, aber ich glaube das baue ich mir zu Hause ein. Dazu noch Bahnblick aus dem Fenster. Besser geht es nicht.

Halbschräg gegenüber hat es einen gut besuchten und langjährig ansässigen Italiener mit super Pizza.

So. Der Bericht ist fertig. 😎

Hier dann noch die Aufzeichnung bei Komoot über die erste und dann (auch dank der schlechten Beschilderung in der Wetterau) 85 km langen ersten Etappe.