Über den Gotthardpass

Der Gotthardpass stand schon länger auf meiner Liste zum Befahren per Rad.

Mit den Zug schon mehr- und zigfach drunter durch (oben und unten) und sogar schon in beiden ausgestiegen. Sowohl im Scheiteltunnel als auch im Basistunnel.

Aber obendrüber? Da verlässt mich mein Gedächtnis. Ich meine nein.

Der nächtliche Regen ist weggezogen und sogar etwas blauer Himmel lässt sich schon blicken.

Aber ich fahre erstmal in die falsche Richtung, da ich mir erstmal noch die Schlucht südlich von Rodi-Fiesso ansehen will.

Vor lauter tosenden Wasser hört man kaum den Zug und so gelingt gerade noch ein Notschuss eines nach Süden fahrenden Giruno.

Ab September wird es, mit dem Abschluss der Reparaturarbeiten im Gotthardbasistunnel, auf der Bergstrecke wieder viel ruhiger werden. Aktuell verkehren neben den regulären stündlichen Traverso Zügen nach Locarno der SOB je Richtung noch zwei Züge (Giruno, RABD500, Pendolino) und ab und an ein Güterzug über die Bergstrecke.

Wegen Bauarbeiten ist die Schlucht nicht per Rad auf der alten Strasse passierbar, dann halt etwas laufen.

Die Bilder geben nicht annähernd das Spektakel des tosenden Wassers im engen Felsbett dar.

Aber jetzt geht es bergauf, kurz darauf noch ein Giruno in nördlicher Richtung und ich hoffe das Jagdverbotsschild, zumindest scheint es die Übersetzung davon zu sein, bezieht sich nur auf Tiere und nicht auf Züge 🙈

Ein FS/TI Pebdolino ETR610 drängt sich dann auch noch ins Bild.

Und so wird alsbald Ambri-Piotta erreicht, zwei kleine Orte mit einem vergleichsweise riesigen Eishockeystadion.

Im Bahnhof warte ich dann erst mal ein paar Züge ab, so auch den RABD500, welcher als Neigezug hier vor der Eröffnung des GBT die Hauptlast im Fernverkehr trug. Dann eine Re4/4 mit dem Gotthard-Panorama-Express inkl Panoramawagen für die 1. Klasse und einer uralt Schlurre mit öffenbaren Febstern für die 2. Klasse. Von beiden wird augenscheinlich gut gebrauch gemacht.

Zum Abschluss kreuzt noch der SOB Traverso mit dem SBB Giruno.

Funfact, das auf der anderen Talseite liegende Ritom Kraftwerk besaß lange Jahre einen Gleisanschluss quer über die Autobahn so dass bei allfälligen Transporten nur die Leitplanken entfernt und natürlich die Autobahn gesperrt werden musste. Im Zuge der Sanierungen, Lärmschutuz und Ausbau der Autobahn wurden die Gleise aber nun aus der Autobahn entfernt. Ausserhalb liegen die Gleise noch.

Ich hatte erst die verwegene Idee per Standseilbahn (welch eigentich ein Schrägaufzug mit Antrieb in der Talstation ist) das Rad und mich (Velo kostet 10 CHF extra) hinauf fahren zu lassen, den Ritom Stausee zu besichtigen und dann wieder runter nach Airolo zu rollen. Der Gedanke den Bock aber in der Bergstation über die steilen Stufen nach oben zu wuchten, nee. Dann lieber irgendwann mit Wandern verknüpfen oder falls das Rad dabei ist dies ohne Gepäck zu machen.

Also geht’s ohne Standseilbahn weiter Richtung Airolo.

Und auch in der Engstelle südlich Airolo wieder ein Glückstreffer.

Ein in südlicher Richtung fahrender SBB Fernverkehrs Flirt2 trifft auf der Brücke auf einen SBB Giruno der Gegenrichtung.

Das Schild verlautbart dass der Gotthard und Nufenen offen sind. Gut, letzter ist heute nicht relevant und so geht’s durch Airolo zum Einstieg in die Gotthardrampe

Ich weiche hier etwas von der Veloroute 3 ab und erklimme die ersten hundert Höhenmeter auf einem gut fahrbaren Feldweg, fernab jedweden Verkehrs.

Derweil verschwindet kurz darauf ein SOB Traverso im Gotthardtunnel.

Jetzt trifft der Feldweg wieder auf die alte Gotthardstrasse, welche abschnittsweise „nur“ gepflastert ist. Bei Nässe und bergab könnte das „interessant“ werden.

Zwar ziehen im Süden dicke Wolken auf, aber zum Pass wollen diese wohl doch nicht.

Noch 9km bis kurz vor den Scheitelpunkt der Gotthardpassstrasse. Mal sehen was da oben an Akkukapazität noch übrig ist.

Aber zunächst geht es Kehrschleife für Schleife weiter hinauf. Der vier mal am Tag über den Gotthard fahrende Postbus nimmt auch bevorzugt die neue Gotthardstrasse.

Und jetzt biegt die alte Passstrasse „Tremola“ in ein Seitental ein und statt der zuvor langen geraden mit relativ weiten Kehren wird es jetzt geradezu „wild“ mir vielen kurz aufeinander folgenden engen Kehren, wie am Berg als auch dem Kartenausschnitt gut zu erkennen ist.

Und ab und an kommt, natürlich gerade hier am Gottard, immer wieder was vorbei was man jahrzehntelang nicht sehen sollte. Das mitlerweile inaktive TCS Notruftelefon gehört da aber nicht dazu.

Und Kehre für Kehre geht es ähnlich den Spaghetti zum Abendessen gestern Abend immer weiter hinauf.

Abgesehen von einigen Motorradfahren sind ältere Sportwagen und Velos die Hauptnutzer. Und dann noch ein echter Oldtimer. Der muss natürlich mit ins Bild. Ich mag mir die Kehren gar nicht ohne Servolenkung vorstellen…

Und dann kommt so langsam die Passhöhe bzw. Ospizio in Sicht.

Fast geschafft, mit 2091m liegt Ospizio noch kurz unter der Passhöhe, aber ein Zwischenstop bietet sich an.

Die Pferde der Postkutsche sind auch gerade im Wartungsmodus.

Eine Rast mit Bier aus Faido und Wurst (siehe Titelbild) wird eingelegt und ganz nebenbei, die Akku Restkapazität steht trotz intensiver Nutzung der Unterstützungsstufe 3 (100% dazu) noch bei 50%.

Das Festungsmuseum Sasso St. Gotthardo hat heute leider zu, aber zur Not kommt man ja auch mehrmals am Tag per Postbus hier hoch.

Nur noch ein paar hundert Meter weiter ist mit 2106m.ü.M die Passhöhe erreicht und von nunan ging’s bergab.

Kurz bevor die alte Passstrasse in die neue einmündet steht der Oldtimer am Rand und wird von seinem Fahrer gepflegt. Alte Autos brauchen eben mehr Pflege und dieser blitzt und blinkt sogar unter der Motorhaube.

Ab hier ist wieder mehr Individualverkehr mit dabei und so ist flottes Rollen angesagt, man will den Verkehr ja nicht mehr behindern wie unbedingt nötig. Aber ab und an hat es Seitenflächen um anzuhalten zum Fotografieren.

Das Gebäude mitten im Nirgendwo ist keine Kapelle oder ähnliches sondern ein Be- und Entlüftungsbauwerk des Gotthard Strassentunnels der hier genau unterhalb verläuft, bei Hospental steht noch so ein Ding.

Kurz vor Hospental ist einer der „Grand Tour of Switzerland“ Landmarken aufgestellt.

Ab hier geht’s nochmal auf einem Feldweg weiter zum Ort.

Auf der Radtour im Herbst 2017 hatte ich das in der Nähe von Hospental gelegene klassische Postkartenmotiv am Viadukt über die Furkareuss schon mal versucht, aber das Wetter war nicht so doll und auf der Sommerradtour 2019 war es zwar besser aber noch nicht so gut wie heute.

Daher fahre ich noch einen kleinen Abstecher Richtung Realp und erfreulicherweise kommen zwei lokbespannte Regionalzüge nach Andermatt vorbei, ersterer und der kürzere ist vermutlich eine Leerfahrt da nicht im Fahrplan zu finden und Verfrühung von 5 bis 10min ist auch bei der MGB eher nicht üblich. Und dann kommt auch noch der Glacier-Express Richtung Brig vorbei und keine Fotowolke in Sicht. Wunderbar.

Danach geht’s in „kürzester Fahrtzeit“ [tm] zurück nach Hospental.

Und rüber nach Andermatt, während sich ein MGB Triebwagenzug zum Oberalppass hinaufschraubt.

An der Teufelsbrücke nur ein kurzer Stopp da der Bereich schon auf der Sommerradtour2019 ausgiebig erkundet wurde und so wird flott hinabgerollt, natürlich nicht ohne geeignete Fotostops.

Kurz vor Göschenen finde ich dann noch eine Fotostelle an der dem Zug nach Andermatt aufgelauert werden kann.

Wie auch in Airolo befinden sich zum Bau der zweiten Strassenröhre für die Autobahn umfangreiche Anlagen im Aufbau. Unter anderem wird gerade über den ehemaligen Güter- und Autoverladegleisen eine umfangreiche Verladeanlage für Schüttgüter errichtet welche das Bahnhofsareal eindeutig dominiert.

Auf dem dritten Gleis der MGB auf dem Bahnhofsvorplatz wartet eine recht neue Diesellok mit Zahnradantrieb mit ihrem Bauzug auf den nächsten Einsatz. Das Gleis 2  (12) ist eher ungenutzt da in der Regel auf der Stecke in der Ausweichstelle gekreuzt wird.

Die Verlängerung der beiden Gleise „11“ und „12“ zum Güterschuppen ist gesperrt und das weiterführende Gleis über die Brücke der hier aufgestauten Göschenerreus zum SBB Verladekran ist mangels Bedarf schon lange abgebaut. Güterverkehr führt die MGB nurnoch als Punkt zu Punkt Verkehr zwischen Visp und dem autofreien Zermatt aus.

Und dann gehts gemütlich rollend auf der relativ schwach befahrenen Kantonsstrasse weiter talwärts. Vorbei an einem der vielen ehemaligen Militärdepots welches heute zur Lagerung von „spaltbaren Material“ dient.

Ein Blick auf die Reuss und wiedermal Dinge die man nicht sieht am Wegesrand bevor Wassen erreicht wird. Auf der Autobahn bildet sich gerade ein respektabler Stau in Richtung Göschenen.

Die 2016 genutzte Fotostelle zwischen den Bäumen mit dem Motiv der Wattinger Kurve am Tunnelportal ist so leider nicht mehr umsetzbar, die Bäume sind halt gewachsen und direkt am Portal gefällt mir das Gesamtbild nicht sonderlich.

Also zurück auf die linke Talseite und nach etwas Wartezeit wurden ein Traverso nach Norden und ein Giruno nach Süden erwischt.

Als ich oben am Bahnhof wieder ankam rauschte gerade eine Re4/4 mit einem kurzen Postzug aus dem Tunnel und nach kurzem Unsetzen über die Strasse konnte ich diesen dann nochmal unten im Tal erwischen.

Auch die Kirche von Wassen wurde, da schon 2016 bzw. 2019 erkundet, ignoriert und es geht weiter nach Gurtnellen.

Kurzer Baustellen Zwangshalt am SBB Kraftwerk von Wassen und dann wird der Bahnhof von Gurtnellen erreicht der sich durch das Fenster geblickt so präsentiert als sei das Stationspersonal nur gerade eben mal kurz weg.

Es wird plötzlich sehr windig und bei 2 bis 3% Gefälle muss ich trotzdem richtig reintreten um weiter flott vorwärts zu kommen.

Das Motiv mit der Brücke kurz vor dem Etappenziel in Intschi werde ich vsl morgen früh versuchen mit einem Zug umzusetzen.

Ankunft im Gasthof Schäfli und Begrüßung durch eine der beiden total entspannten Hauskatzen.

Uiii, Rohrverkabelung. Auch schon lange nicht mehr gesehen, aber in alten Fachwerk und Holzhäusern nicht unüblich.

Aber nun ist es Zeit zum Abendessen.  Brennessel-Kartoffelsuppe, klang interessant und schmeckte auch. Gebnau wie die Pouletbrust mit Haussauce.

Ab und an klingt es nach einer deutschen Bahnübergangsakustik, aber die stellt sich als „Klingelton“ zur Abfertigung der Seilbahn direkt neben dem Gastof Schäfli heraus.

Das Zimmer hat übrigens sogar eine eingeschränkte Fotomöglichkeit auf die Gotthardbahnstrecke oder halt zur blauen Stunde auf den Bus nach Göschenen.

Apropos blau? Welcher der drei erlebt wohl morgen nicht mehr? Es wurde die Volg Eigenmarke und das naturtrübe kann sogar sehr überzeugen.

Durch die beiden Abstecher wurden es am Ende mit 68km, somit gut 10km mehr wie geplant, wobei die Höhenmeter aufwärts mit 1400m nur 170m mehr wurden und 36% Restakku war am Ende auch noch da.

Insgesamt also dann doch eine entspannte Tour und auch, so meine Meinung, in Süd-Nord-Richtubg am besten zu befahren. Denn im Individualverkehr von Hospental die erste Hälfte oder gar Göschenen – Andernatt hochzuochsen stelle ich mir nicht angenehm vor.

Somit hier wie gewohnt der Link zur Tour bei Komoot zur heutigen 10. Etappe.

Morgen Mittag ist dann „Bergfest“ für die geplanten 21 Etappen.

Durch den Newsletter des Basel Tattoos habe ich mal neugieriger weise geschaut wie es von der Belegung her am Samstagabend aussieht.

Die mittel- und höherpreisigen Plätze sind fast alle ausgebucht aber im „Niedrigpreisbereich“ mit schlechteter Sicht hat es noch grosse freie Flächen.

Vielleicht müsste die Arena anders aufgebaut sein, aber geht vielleicht nicht da das auch wäre wie ein 30m breiter und 2m langer Bus weil jeder in der ersten Reihe sitzen will. 😉

Der Wetterbericht sieht für Samstagabend im Moment wenig gut aus, aber erstmal abwarten.

Auf und Ab Richtung Tessin und dann wieder hinauf

So heute stand die von mir gefürchtete relativ lange Etappe mit den meisten Höhenmetern an.

Aber immerhin waren am Ziel die Kilometer und Höhenmeter annähernd der Planung.

Letztes Endes waren es knapp über 88km und 1660 Höhenmeter aufwärts, sowie 1850 hm abwärts.

Daher heute mal abweichend zuerst der Link zu Komoot zur heutigen Etappe 9 über den Lukmanierpass zur Gotthard Südrampe.

Aber nun von Anfang an.

Der morgendliche Blick aus dem Fenster verspricht gutes, wie dann auch das Frühstücksbuffet.

Bewacht vom Haushund des Hotels wurde dann um 9 Uhr aufgesattelt. Achja, das La Furca werde ich mir für weitere Touren oder auch „ohne Rad“ Urlaub merken.

Die MGB macht sich auch auf den Weg nach Andermatt, einen Zug zum Lukmanier gibt es nicht. Planungen gab es, aber mit der Gotthardstrecke zerschlugen sich diese.

Aber die Passstrasse ist wenigstens offen.

Noch ein letzter Blick zurück zum Bahnhof und das Kloster und dann gehts zum Einstieg in den Aufstieg.

Datz geht es erstmal runter ins Tal und hinter der Zufahrt zum Campingplatz beginnt der mit Tunneln und Galerien gespickte Anstieg mit bis zu 9% Steigung.

Nach den Tunneln folgen noch ein paar Serpentinen und Rampen und so wird mit gleichzeitig schönen Aus- und Rückblicken Curaglia erreicht.

Hinter dem Ort geht es nicht mehr ganz so steil weiter, aber 3 bis 6% Steigung sind die stetigen Begleiter durch die wunderbare Landschaft.

Hinter Fuorns kommt dann eine langezogene Rampe, aber immerhin sind nun schon 10km und damit fast die Hälfe bis zur Passhöhe geschafft.

Ich muss ja schon sagen, bisher hatte ich mit dem Wetter glück, aber irgedwann erwischt es mich.

Aber heute definitiv nicht, es blieb beim Kaiserwetter.

Der Blick der Kuh ist auch irgedwie in der Art „Du strampelst hier hoch? Warum?“ 😀

Noch eine offene Schranke und die Passhöhe nähert sich…

Die Seilbahn unterhalb der Staumauer des Stausee St. Maria fällt auf durch fehlende Parkplatzausgestaltung, ÖV Anbindung und Ausschilderung. Es prangt nur gross Stgeigia auf der Talstation.

Diese ist aber trotz des modernen Aussehens nicht öffentlich, sondern eine 2017 erneuerte Militärseilbahn auf den Scopi zur Andienung der dortigen Radarstation.

Schade, wäre bestimmt eine interessante Aussicht von da oben.

Ausser per Auto, Rad oder zu Fuss kommt man natürlich auch per Postbus auf den Lukmanierpass. Dies alle 2h, wobei oft zwei Busse aufeinander folgen. Diese verkehren aber nur bis zur Passhöhe da im Tessin ein anderes Unternehmen die Verbindung nach Oivione und Biasca betreibt.

Unmittelbar an der Staumauer dann wieder mal „Dinge die man nicht sieht“.

Ein kurzer Gang auf die Staumauer mit den schönen Ausblicken nach Süden (Stausee) bzw. nach Norden ins Tal des „Rein da Medel“.

Derzeit wird die Galerie der Strasse, welche durch den Bau der Staumauer 1965 erforderlich wurde, saniert und dann geht es mal ohne Ausblick aber mit kaum Strassenverkehr gut 2km bis zur Passhöhe auf 1917m.ü.M. wobei die Scheitelhöhe der Passstrasse bei 1972m.ü.M im südlichen Drittel der Gallerie liegt.

Und dann ist auch die Südseite erreicht. Oben auf der Galerie befindet sich ein vermutlich auch gut befahrbarer Wanderweg der aber auf Grund der Sanierungsarbeiten derzeit noch gesperrt ist. Wanderer müssen derzeit am Westufer des Stausee laufen.

Die Unsitte die Schilder der Passhöhe von 1917m.ü.M. mit allerlei unpassenden Aufklebern zu verunzieren greift auch hier um sich, unschön.

Und dann ist auch die Kantons- und Sprachgrenze überschritten. Vom Rumantsch bzw. Schweizerdeutsch sprechen Graubünden wurde nun ins italienischsprachige Tessin übergesetzt.

„Und von nunan ging’s bergab“ was aber nichts mit dem Tessin sondern schlicht der Geologie zu tun hat.

Durch das Valle di Blenio geht es nun hinunter, auch wenn die Pfeile der Radwegweiser nach oben zeigen, Richtung Olivione.

Es sind im übrigen wie schon gestern erstaunlich viele Radler mit und ohne Motor (letztere meist wie ich mit Gepäck) unterwegs, aber zumeist auf dem Weg nach Norden. Südwärts ist die Anzahl eher überschaubar. Flucht vor der Hitze im Tessin? Vermutlich einer der Gründe.

Und immer weiter gehts es hinunter, die ersten 200 Höhenmeter liegen nun schon hinter der schwer arbeitenden Bremse.

Aber es geht immer weiter abwärts, mal durch weite Talabschnitte oder auch mal durch Tunnel und über schroffe Schluchten.

Oberhalb von Olivione verlasse ich vor den Kehrschleifen der Passstrasse diese und fahre auf dem alten Weg weiter talwärts was mit schön Ausblicken ins Tal belohnt wird und auch mal zum Verweilen einläd.

Aber es geht auch hier nicht hinunter nach Olivione sondern mit kurzen Anstiegen an der rechten Talflanke weiter in Richtung Aquarosa. Eine sehr schöne und aussichtsreiche Alternative zur stärker befahrenen Strasse unten im Tal.

Waren es oben am Pass noch eher 15 bis 17°C sind es hier nun schon eher 24°C und mehr. Mal sehen wie das Thermometer noch weiter steigt. Bodio liegt ja auf „nur“ um die 300m.ü.M.

Der italienische Einschlag ist hier schon gut in der Architektur erkennbar.

Und dann wird das auf 538m.ü.M. liegende Acquarossa-Comprovasco und damit die ehemalige Endstation der bis 1973 verkehrenden Biasca-Aquarosa-Bahn erreicht.

Das ehemalige Bahnhofsareal ist einem modernen Busbahnhof gewichen, im hinteren Teil besteht ein Busdepot dessen linkes Depot noch aus Bahnzeiten stammt und auch die Bahnhofsgaststätte hat überlebt.

Im Unterstand des heutigen Busbahnhof hängen diverse Schautafeln mit Bildern der ehemaligen Bahn aus. So auch eines vom ehemaligen hiesigen Endbahnhof.

Aber der Tag ist nicht mehr frisch und es wird immer wärmer, Zeit also weiter talwärts zu fahren. Der Radweg folgt dabei nur auf wenigen Abschnitten der Bahntrasse die in den letzten 50 Jahren überbaut, abgetragen oder zur Strassenerweiterung umgenutzt wurde.

Ein kleiner Abstecher zu einem Wasserfall wurde dann aber doch gemacht.

Die alte Bahnbrücke wurde für den Radweg neu wieder errichtet, aber danach gehts gemütlich aber abseits der auf der heutigen Hauptstraße liegenden ehm. Trasse weiter talwärts.

Und dann… die erste Baustelle und Sperrung des Tages. Leider ist die Sperrung nicht bei Schweizmobil oder Swissmaps gelistet. Na egal, dann halt zurück nach Ludiano und durch die Felder weiter.

Den Abstecher zur Burgruine Castello di Seravalle hatte ich ursprünglich rausgeplant, aber so mogelt er sich halt wieder rein.

Kurz vor Biasca dann mit einem Schutztunnel doch noch ein ehm. Bahnrelikt das der Radweg durchfährt.

Der Weg zum Bahnhof wird ausgespart und dafür eine Kreuzung eines IC mit der S-Bahn Tessin auf der Brücke über den Brenno erwischt.

Hier wurde nun auch mit 60% Restakku ins Tal des Ticino eingebogen der nun die letzten 29km bis zum Etappenziel begleiten wird.

Im Gegensatz zu den in urbanen Bereichen befindlichen SBB Betriebszentralen West (Lausanne), Mitte (Olten) und Ost (Flughafen Zürich) liegt die BZ Süd, welche ab Brunnen an der Gotthard Nordrampe und im Tessin den SBB Bahnbetrieb steuert, eher abgelegen im Nirgedwo aber in der Nähe des Südportal des Gotthard Basistunnels.

Hier an der Gotthard Südrampe reiht sich zudem gefühlt ein Wasserkraftwerk ans nächste. Kein Liter Wasser soll „unturbiniert“ bleiben, so scheint es.

Bei Bodio wird der Radverkehr um die 2022 neu gebaute Kontrollstation für den Schwerlastverkehr herumgeleitet. Eines der abgebrochen Gleise, welche hier zuvor ein Werksgebiet erschlossen, stellt ein ggf. brauchbares Fotomotiv dar, aber zunächst kommt trotz des wegen der Havarie im Gotthardbasistunnel bestehenden Umleiterverkehr über die Bergstrecke über 20min nichts…. Aber dann kam doch noch ein Giruno auf dem Weg Richtung Bellinzona vorbei.

Derweil läd eine Doppeltraktion Re6/6 (620) ihren Zug mit Baustoffen in den bebachbarten noch bestehenden Logistikgleisen ab. Nebenan sind noch diverse „zerlegte Wagenteile“ vom Vorfall im Basistunnel auf Flachwagen verladen.

Hmm 1740m aufwärts auf 44km. Danke für die frühe Warnung vor dem Gotthardpass, aber diverse Höhenmeter davon müssen da bis zum heutigen Etappenziel schon dran glauben.

Auf den Bildern sieht das Tal des Ticino recht ruhig und entspannt aus, aber die Gotthardautobahn dröhnt permanent ins Tal und besiedelt ist es auch recht dicht.

Der Radweg wechselt zudem in Giornico und mangels Stand- oder Seitenstreifen wird es schwierig einen vernünftigen Fotostandort zu finden ohne den Strassenverkehr zu behindern bzw. sich selbst in Gefahr zu bringen, auch wenn jetzt keine Autokolonnen hier hochtoben.

Dies gilt besonders für die Talstufe bei Biaschina mit der Autobahnbrücke und der Bahnstrecke in mehreren Etagen.

Huii, die Standseilbahn des Kraftweks bei Nivo wäre mal bestimmt interessant zu fahren. Gefühlt geht es fast senkrecht die Steilwand hoch.

Ein wenig weiter parken knapp 10 Schneefräsen unter der Autobahnbrücke und warten auf den Winter.

Führte der Radweg kurz hinter der Talstufe von Biaschina abseits der Gotthardstrasse mehrheitlich parallel zur Autobahn geht es nach dem Getränkebunkern im örtlichen Coop wieder auf die alte Gotthardstrasse. Wobei deren Trassierung auch neuer ist. Diverse uralte Stein aber auch neuere Betonbrücken diverser älterer Trassierungen säumen deren Weg.

Und dann noch ein Tunnel mit Galerie und es ist mit 10% Restakku das heutige Etappenziel in Rodi-Fiesso erreicht.

Dann mal einchecken, duschen und ab zum Essen was sehr gut mundete. Dazu noch etwas Züge von der Terasse des Restaurant des Hotel Baldi fuzzen…

Eigentlich hatte ich ja Befürchtungen hinsichtlich des Verkehrslärms aber die Autobahn hört man nur ganz leise und ab und an ein Zug, liegen beide auf der anderen Seite des Hotels, und auf der Gotthardstrasse ist fast nichts los. Schlaf bei offenen Fenster, kein Problem.

Aber nun Augen zu und Schlafen. Morgen geht’s über den Gotthard und ggf. hab ich da je nach Wetter eine Idee zu einem Abstecher.

P. S. seit ca. 23 Uhr regnet es unterschiedlich stark. Naja, wenn es wie in der Vorhersage angekündigt nur nachts ist soll es mir recht sein.

Zzzzzzzz… Schnarch