Churer Hausberg und Surselva

Der letzte Tag des Jahres beginnt mit einem guten Frühstück, Chur zeigt sich noch recht verschlafen und ruhig.

Da sich blaue stellen am Himmel zeigen will ich den auf die Gästekarte gewährten Rabatt von 50% (H&R für 15,50 statt 31,-CHF) für die Seilbahnen auf den Churer Hausberg Brambüesch nutzen.

Aber zuvor wird beim Obertor noch der rege ÖPNV beobachtet, inkl. dem Postbus der Linie 182 nach Lenzerheide mit Anhänger für die Post und Gepäck. Dank der „Italienischen Brücke“ geht es dann abseits der recht stark befahrenen Hauptstraße zur Talstation der Seilbahn. Die moderne 10er Gondel vor der Talstation der Pendelbahn weist auf das Projekt „Uffa go…“ hin in Zuge dessen die Bahnen auf den Brambüesch erneuert und dabei durch eine durchgehende 10er Gondelbahn sowie einer neuen weiter oben am Berg liegenden Zwischenstation ersetzt werden.

Noch überwindet die erste Sektion mit einer Pendelseilbahn die ca 600 Höhenmeter zur Zwischenstation Känzeli auf ca. 1180 m.ü.M.

Diese wurde 1957 durch von Roll aus Thun errichtet und 2006 durch Bartholet mit zwei gebrauchten Gondeln kapazitiv von 23 auf 45 Personen je Gondel erweitert. Da die „neuen“ Gondeln breiter wie die ursprünglichen sind wurde der Mittelsteig in der Talstation verschiebbar gestaltet. Die Bergstation wurde hierzu verbreitert. Die maximale Personenkapazität wird aber bei meiner Fahrt nicht erreicht, dafür tummeln sich gut 15 Fahrräder inkl. deren Fahrer mit in der Gondel welche sich ab Känzeli dann auf der Downhillstrecke den Berg hinabstürzen. Laut Wikipedia übersteigen mittlerweile die Einnahmen des „Sommerbetriebs“, also mit Wanderern und Downhillfahrern“ die des klassischen Winterbetriebs für Skifahrer und Rodler. Trotzdem ist der Betrieb nicht kostendeckend.

Die zweite Sektion bis zur Bergstation Brambüesch wurde 1998 unter Verwendung einer seit 1969 bei Flums betriebenen von Roll Gondelbahn die bei Bartholet komplett überarbeitet wurde erneuert. Den Gondeln sieht man mittlerweile ihre lange Lebensdauer an. Hier gibt es auch Möglichkeiten zur Fahrradmitnahme, jedoch ist wegen teils vereister Wege die obere Downhill Sektion heute gesperrt.

Apropos Eis, zwar liegt hier noch kaum Schnee, aber wo er vorhanden ist gibt es auch Eisflächen. Vorsichtiges Bewegen auf allen Wegen ist angesagt.

Na dann erst mal eine Eis und Schnee Runde bei schönsten Sonnenschein rund um die auf 1600 m.ü.M. liegende Bergstation.

Und auch noch einen kleinen Abstecher auf den Rücken mit Blick aufs Rheintal zwischen Felsberg und Chur.

Naja, mit Schneeschuhen ist es hier noch nicht weit her. da bräuchte es noch ein paar Höhenmeter mehr. Interessant dass im angrenzenden Wald weniger oder kein Schnee liegt, hier auch der Hochfläche jedoch 5-10cm. wenn auch eher als Eis bzw. verharscht.

Bewegung tut gut und so laufe ich den guten Kilometer bis zum wegen Schneemangel inaktiven Skilift „Hühnerköpfe“ und alsbald wieder zurück zur Bergstation.

Die Berg- und Mittelstation präsentiert sich spartanisch. Reine Technik Zweckbauten ohne Restauration oder anderweitigen Zusatzfunktionen. Aber dafür sit die Aussicht super.

Und somit wieder runter nach Chur und weiter zum Bahnhof wo sich gerade ein Allegra mit seinem Zug auf den Weg nach Arosa macht.

Oh welch wunder. Ein ICE hat es bis nach Chur geschafft und wurde nicht wegen Verspätung ab Basel SBB ersetzt. Das Karrensignal im Bereich der RhB Gleise zeigt an dass mit Karren die Gleise überquert werden können. Durch den auch bei sBB und RhB vollzogenen Rückzug aus dem Post und Stückgut ist es kaum noch von Interesse. Nuten bringt es nur noch den Servicefahrzeugen für die Fahrzeugrenigung oder Catering.

Es präsentiert sich ein Stelldichein der verschiebenden Generationend er RhB von der Ge4/4 II und III über den Allegra bis zum Capricorn. Währenddessen zieht eine Doppeltraktion Ge4/4II einen Coop Containerzug zum Logistikzentrum.

Hmm, Datenschutz? Egal. Die Gruppenreservationen des Tages hängen gut sichtbar an der Aufenthaltsbude. 😀

Erstklassig geht es dann nach Versam-Safien in der Rheinschlucht. Mit dem zunehmenden Einsatz von Triebzügen wie Allegra und Capricorn oder der Anwendung von relativ fest konigurierten Pendelzugeinheiten wie dem Albula-Pendelzug wird der Einsatzbereich der klassischen Lok und Wagenzüge immer kleiner. Aber die Linie nach Disentis ist noch voll und ganz in der Hand der Ge4/4 II mit Wagen deren Hersteller wie hier die FFA schon lange Geschichte sind.

In Reichenau-Tamins, wo sich Vorder- und Hinterrhein vereinigen wartet einer der Vorort Pendelzüge der RhB auf bessere Zeiten. Dieser war zuvor im Sommer 2022 an die MGB ausgeliehen um der Mehrverkehr im Goms während des Pfadfinderlagers zu kompensieren. Es ei zu hoffen dass dieser historisch aufbewahrt wird. Die zweite an die MGB verleihene Garnitur wurde getrennt, der Triebwagen wurde im RhB Museum in Bergün hinterstellt, der Steuerwagen bei einem Unternehmer in Filisur abgestellt.

Wie üblich wartet am Bahnhof Versam-Safien bereits der Postbus um die Fahrgäste ins weit oberhalb liegende Ort Versam und das Safiental zu bringen.

Ich gehe Rheinaufwärts, Hunde sind and er Leine zu führen und der Weg ist von 9 bis 16 Uhr für Radfahrer gesperrt, wobei dieser ohnehin nur für Mountainbiker geeignet ist..

Eindrucksvoll präsentiert sich die Rheinschlucht.

Auf halben Weg nach Valendas-Sagogn kehre ich wieder zurück.

Für im „Bergbetrieb“ ungeübte Autofahrer gibt es hier unten am Bahnhof auch noch Verhaltenstips für die Bergpoststraße. Das erinnert mich an meine Radrour 2017 durch die Rheinschlucht oder besser gesagt über die rheinschlucht da die Straße weit oberhalb verläuft als ich irgendwann stets freundlich von den Busfahrern gegrüsst wurde wenn diese entgegen kamen da ich sie auch immer gut überholen lies.

Weiter geht es nun Rheinabwärts während ein Glacier Express nach Chur strebt.

Während die Züge mit einem Tunnel die Rheinschleife abkürzen muss der Wanderer über den Berg, was aber wiederum interessante Fotostellen ergibt.

Die Rheinbrücke wird noch gequert und nach evtl. anderen Fotostellen Aussicht gehalten (eher erfolglos) bevor es wieder zurück geht während langsam die Abendröte aufkommt.

Der für die Rückfahrt angedachte 17:17 nach Chur beginnt erst in Ilanz und hält dabei zwischendurch nur in Versam-Safien, was eine sehr kurze Fahrtzeit von nur 17min ab Versam-Safien ergibt. Die Zuführung nach Ilanz erfolgt dabei als Lehrfahrt welche ich bei der Rückkehr nach Versam-Safien gerade noch erblicke.

Interessant ist auch die Anzeige „hält nur bei Bedarf“ wobei dieser auf Gleis 1 einfährt und den RE nach Disentis abwarten muss und somit eigentlich immer hält.

Pünktlich und Entspannt wird Chur erreicht.

Somit ist es Zeit um zum Hotel zu gehen zum Frischmachen. Um 19 Uhr ist am Bahnhof schon wieder Termin für die RhB Silvester Genussrundfahrt, dem eigentlichen Grund für die Kurzreise nach Chur.

Der Kunkelspass

Erstes Ziel war heute die Taminabrücke und der Kunkelspass.

Beim Frühstück könnte ich schon mal ein Etappenziel der heutigen Etappe sehen. Die Taminaschlucht bei Bad Ragaz.

Das „kleine Glas“ auf dem Klavier gefällt. Heute gibts nur ein Glas zum Abendessen, oder wie? 🤣😎

Vor dem strammen Anstieg dort ging es aber entspannt und flach nach Bad Ragaz um im örtlichen Coop Getränke zu bunkern. Es sollte heute nach der Voraussage warm werden.

Und dann finde ich raus was beim Fahren knackt. Die rechte Tretkurbel hat sich etwas gelockert, was noch beim Coop provisorisch beseitigt werden konnte.

Von Bad Ragaz nach Pfäfers bestand einst eine Standseilbahn deren Talstation heute noch als Wohnhaus dient. Derzeit bemüht man sich um eine Reaktivierung.

Egal, rüber auf die andere Talseite. Vor dem Bau der Taminabrücke verfügten beide Talseiten über ihre eigene Anbindung nach Bad Ragaz. Mit der Brücke übernahm die neben der ehm. Talstation beginnende Straße nach Pfäfers diese Aufgabe während die andere Straße für den Autoverkehr gesperrt und nun als Rad- und Fußweg dient.

Und dann geht es rein in die Steigung. Bei um die 10 bis 12 Prozent Steugung geht es ca. 3km Serpentine für Serpentine hinauf um dann 300m höher die neue Brücke zu sehen.

Die Brücke ist schon ein „mords Klotz“ aber sie schmiegt sich trotzdem elegant in die beiden Hänge der 200m tiefen Taminaschlucht deren tiefe durch die Abschattung durch die steilen Hänge per Foto kaum zu erfassen ist. Dem Schmetterling am Wegesrand ist das derweil völlig egal.

Jetzt geht es entlang der linken Talseite mit kontinuierlicher aber moderater Steigung hinauf in die kleinen Dörfer wie Valens und Vasön.

Warum der Weg als MTB Weg ausgeschildert ist erscheint komisch. Bisher verläuft er nur auf geteerten Straßen und Wegen. Ich bin auch nicht alleine unterwegs. Viele Rennradfahrer erklomnen z. B. die alte Strasse um dann mit bisweilen sehr hoher Geschwindigkeit über die Taminabrücke und die Hauptstraße wieder hinabzufahren. Ohne Ekektrounterstützung wäre für mich in der ersten Kehre vmtl. schon Schluß gewesen.

Weiter im Tal steigt der eBike Anteil signifikant auf über 3/4 aller Nutzer.

Noch eine Brücke und total entspannte Kühe am Wegesrand.

Der Zweck der Zapfsäule erschloss sich mir nicht recht, es ging irgendwie um Milch.

An der Staumauer des Malpraggsee trafen sich vor dem Bau der Taminabrücke erstmals seit Bad Ragaz die Strassen der beiden Talseiten.

Ich bleibe auf der in Flussrichtung der Tamina gesehenen linken Talseite und jetzt wird der Weg etwas MTB tauglich. Beginnt er noch als Feldweg si wird er am Ende des Stausee zum schmalen aber gut fahrbaren Pfad. Der Schreck dass am Ende der kleinen Brücke eine Treppe 2m hinauf zur Straße steht verfliegt schnell, es gibt auch einen Trampelpfad hinauf.

Vättis ist im Tal das letzte Ort.

Bergpoststrasse, Berge, grpne Wiesen und ein Schweizerkreuz. Es hätten nur noch ein paar Kühe auf der Wiese gefehlt für den totalen Zuckerschock dieses CH Klischeebild.

Und von nun an ging es wieder steiler bergauf, jedoch abgesehen des letzten Kilometers in keinem Vergleich zum Anstieg bei Bad Ragaz. Ein Elektromobil wie es früher für Gepäck-, Stückgut- oder Posttransporte im Bahnhof zwischen den Zügen genutzt wurde hat es bis hierhin verschlagen.

Noch ein letzter steiler Stutzen und schon ist die Passhöhe mit dem Schreibfehler erreicht. Eine beachtliche Anzahl von Fahrrädern leht und steht um das Gasthaus herum. Einige hängen auch am Ladegerät. Verständlich, mein Akku ist nun auch auf 13% herunter.

Ich habe Glück und es wird gerade was frei und bei einem Bier unbekannter Herkunft, was aber gut gekühlt und sehr süffig war, und einem gutem Stück Heidelbeerkuchen wurde sich für den Anstieg belohnt und die Aussicht genossen.

Es gibt sogar ein paar wenige Motorrad- und Autofahrer hier oben, für diese kostet die Fahrt über den Pass 10 CHF. Es gibt aber keine Schranken o. ä. Keine Ahnung wer das kontrolliert.

Auf der Graubündner Seite, das Tal der Tamina gehört zum Kanton St. Gallen, hinunter nach Reichenau-Tamins geht es mit teils über 15% steil bergab. Ich glaube ich habe die bessere Seite für den Anstieg gewählt. Dafür sind aber hier die Ausblicke ins noch junge Rheintal umso spektakulärer. Insbesondere aus den Seitenstollen des kurz nach dem Pass durch eine Steilwand führenden Tunnels.

Und es geht mit maximal 10km/h und stark bremsend bergab. Bei den kurzen Fotostopps stinkt die Bremse schon heftig.

Und alsbald ist Tamins erreicht wo im Dorfladen wieder Getränkenachschub geholt wird. Die Sonne meint es gut und es ist klar über 26°C warm.

Badefreuden in Reichenau am Zusamnenfluss von Vorder- und Hinterrhein mit Zug auf der Brücke, was will man mehr. Und dann musste ich das Rad doch noch mal eine Treppe hochtragen. 😉

Einer der neuen Capricorn Triebwagen macht in Reuchenau-Tamins, vermutlich azs einer Inbetriebnahmetestfahrt, Pause während ein aus einem Albula Gliederzug plus zwei Verstärkungswagen als RE nach Chur strebt und hinter der schiebenden Ge4/4 III noch drei Containerwagen mit Post mitführt.

Die neue Brücke für das zweite Gleis über den Hinterrhein fügt sich sehr harmonisch an die alte Brücke an.

Und vor lauter Begeisterung über die Fotomotive verpasse ich den Abzweug und lande irgendwann direkt am Hinterrhein auf einem abschnittsweise sehr schlecht „beschiebbaren“, an fahren ist nicht zu denken, Trampelpfad.

Aber die Aussicht ist herrlich.

Kurz bevor ich wieder einen Feldweg erreichte kamen mir ein paar Wanderer entgegen. Da war ich froh dass der Weg auch irgendwo herkam. Zitat des einen Wanderers nachdem ich meinte dass ich mich doch etwas verfranzt hätte: „Aber mit so schöner Aussicht haben sie such bestimmt noch nicht verfranzt“. Recht hat er.

Auf dem richtigen Weg geht es dann recht entspannt unt mit tollen Aussichten weiter das Tal hinauf.

Nein das Tunnel ist nicht militärisch. Das ist für die hier auch verlaufende Erdgasleitung.

Aber warum sollte da nicht was militärisches kommen. Immerhin ist hier bei Rothenbrunnen eine Engstelle und da findet man in der Schweiz üblicherweise irgendwelche Sperrstellen.

Bei bestem Wetter aber recht heftigen Gegenwind geht es weiter Richtung Thusis.

Und dann ist schon das Gasthaus Waldheim in Fürstenaubruck erreicht.

Und entspannt bei gutem Essen klingt der Tag aus.

Und wer jetzt noch nicht genügend Bilder gesehen hat kann sich die Etappe gerne bei Komoot anschauen.